Der heutige Radebeuler Stadtteil Naundorf war bis zum Jahr 1923 eine selbstständige Landgemeinde und hat unter allen zehn Lößnitzortschaften die längste Geschichte. Die Ersterwähnung Naundorfs reicht bis ins Jahr 1144 und damit noch vor die erste urkundliche Erwähnung Dresdens zurück.
Das Herz Naundorfs ist der offene Anger Altnaundorf mit seinen 32 denkmalgeschützten Höfen, der alten Schule und dem Ehrenmal. Vieles davon fiel 1822 einem Großbrand zum Opfer und wurde anschließend neu errichtet. Daraus resultiert ein sehr gut erhaltener und in seiner Geschlossenheit bemerkenswerter Anger des ursprünglichen Dorfkerns, dessen Bauernhäuser fast alle unter Denkmalschutz stehen.
Wenngleich nur auf einem schmalen Streifen, ist aber auch Naundorf geprägt vom königlich-sächsischen Weinbau Radebeuls. So wurde das heute weithin bekannte Weingut Schloß Wackerbarth von 1727 bis 1730 auf damals Naundorfer Gebiet errichtet, bevor es 1839 dem neu gegründeten Niederlößnitz zugeschlagen wurde. Ebenfalls erwähnenswert ist das Naundorfer Weingut Johannisberg. 1897 erwarb es Sachsens erster Automobilbauer Emil Nacke und lebte dort bis zu seinem Tod 1933. Dank seines kalkhaltigen Bodens war der Johannisberg einer der wenigen Weinberge in der Lößnitz, der die verheerende Reblauskatastrophe im späten 19. Jahrhundert nahezu unbeschadet überstand. Heute wird er vom Sächsischen Staatsweingut Schloss Wackerbarth bewirtschaftet und ist Namensgeber für die Weinlage Radebeuler Johannisberg.
Auch die Naundorfer Weinberge gehören zur unter Gebietsdenkmalschutz stehenden Historischen Weinberglandschaft Radebeul. Diese zieht sich von Oberlößnitz im Osten über Niederlößnitz und Naundorf bis hin nach Zitzschewig.
Industrielle Bedeutung besitzt Naundorf vor allem für die Radebeuler Druckmaschinenherstellung mit ihrer mehr als 100-jährigen Geschichte. Anfang des 20. Jahrhunderts entstand im südwestlichen Gemeindegebiet ein Fabrikviertel mit Bahn- und Elbschiffanschluss, in dessen Nachbarschaft Emil Nacke zahlreiche Wohnunterkünfte für Arbeiterfamilien und Beamte im sogenannten frühen Heimatschutzstil errichten ließ. 1912 entstand im Naundorfer Industriegebiet eine Schnellpressfabrik, aus der später als Druckmaschinenwerk Planeta der größte Druckmaschinenhersteller der DDR hervorging. Auch in diesem Umfeld wurden in den 1930er-Jahren große Arbeitersiedlungen („Volkswohnungen“), die noch heute das Bild Naundorfs mitprägen. Heute ist Naundorf unter anderem Firmensitz des größten industriellen Arbeitgebers Radebeuls, einem Hersteller von Bogenoffsetdruckmaschinen mit über 1.000 Mitarbeitern.
Trotz seiner industriellen Bedeutung hat sich Naundorf, nicht zuletzt dank seines gut erhaltenen Angers und eines intakten Vereinslebens, seinen dörflichen Charme bewahrt, den sowohl Bewohner als auch Gäste Naundorfs zu schätzen wissen.